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Der Kürbis-König von Pasewalk
Mirko Nürnberg züchtet riesige Gartenfrüchte. Sein Ziel: ein Meisterschaftstitel. Doch dieserTraum droht jetzt zu zerplatzen.
Pasewalk. Ein Mann, ein Föhn, ein Kürbis. Was sonst nicht zusammen passt, wird in einem Garten in Pasewalk, Kreis Vorpommern-Greifswald, passend gemacht. Da robbt Mirko Nürnberg auf allen Vieren an seinen gigantischen Kürbis heran - den Föhn in der Hand, das Kabel hinter sich her schleifend. Er hatte zuvor eine feuchte Stelle an seiner Gartenfrucht erspäht, ganz in der Nähe des Stiels.
"Das ist ein Split, also ein Riss in der Haut des Kürbisses", erklärt der Pasewalker, ohne den Blick von seiner Gartenfrucht abwenden zu können. Er knipst den Föhn an. Schon summt das Gerät auf der kleinsten Einstellungsstufe. Ein kritischer Kennerblick. Das genügt noch nicht. Mirko Nürnberg schiebt den Knopf höher.
Der Föhn legt richtig los und kreischt durch die Gartenanlage in der Dargitzer Straße. Der 40-jährige Pasewalker ist ein Hobby-Gärtner. Und in einem Gartenforum im Internet entdeckte er 2008 auch seinen Hang zur Zucht riesiger Gartenfrüchte. "Als Profilbild hatte dort jemand einen überdimensionalen Kürbis abgebildet. Ich war sofort fasziniert", schildert Mirko Nürnberg, der im Prenzlauer Eiswerk arbeitet, seine gärtnerischen Anfänge.
Er hatte für dieses spezielle Hobby Feuer gefangen und wollte sich an den gigantischen Früchten probieren. Im Kürbis-Forum "crazy growers" - " verrückte Züchter" - erhält er seit Jahren Tipps und Tricks, wie die Gartengiganten besonders gut gedeihen. Somit verwundert es nicht, dass Mirko Nürnberg vor seiner 210 Kilogramm schweren Frucht - inmitten von buslenkergroßen Blättern - hockt.
Er betreibt Schadensbegrenzung am Kürbis. Feuchte Stellen in dessen Haut können das Aus für das weitere Wachstum bedeuten. "Dabei habe ich doch alles nur Erdenkliche getan, damit das nicht passiert", klagt Mirko Nürnberg. Er zieht die Augenbrauen hoch. Styropor-Platten unter dem Kürbis schützen eigentlich vor Feuchtigkeit und Fäule aus dem Erdreich.
Grüne Sonnenschirme, mit den weißen Stielen in die Erde gerammt, spenden Schatten. "UV-Licht ist für die Kürbisse Gift, beziehungsweise sie reifen zu schnell und es besteht Gefahr, dass sie platzen", erklärt er. Und doch hat sich der nasse Sommer seinen Weg gesucht und bei Mirko Nürnbergs Kürbis gnadenlos zugeschlagen. Diese Gartenfrüchte, auf Grund der Samen "Atlantic Giants" genannt, werden groß und massig.
Sie bringen zumindest die genetischen Voraussetzungen mit, "und dann muss man viel Glück haben", wie der Pasewalker meint. In der Vergangenheit stellte er seinen grünen Züchter-Daumen schon unter Beweis. So punktete er beispielsweise beim Wettbewerb des Nordkurier. "Die dicksten Dinger des Landkreises" wurden gesucht.
Und Mirko Nürnberg heimste mit seinen Kürbissen stets den ersten Platz ein. Der Gartenfreund hat sich extra eine Kranwaage gekauft, das Drei-Bein-Gestell selbst gebaut und Hebegurte aus Zurrgurten konstruiert, um den Giganten zu wiegen . In Sachen akribischer Vorbereitung für die Zuchtsaison lässt sich der Pasewalker nichts vormachen: Er feilt die Samenkanten an, packt sie in angefeuchtete Kosmetik-Pads, lagert sie einige Tage bei 27 Grad und dann kommen sie erst in den Blumentopf, ehe es wirklich in den Garten geht.
Dort befinden sich ganze sieben Tonnen Mist unter der Erde. Was sich in den vergangenen Monaten alles im Nürnbergischen Kürbis-Garten abgespielt hat, verbleibt nicht irgendwo vage in der Erinnerung. Der 40-Jährige führt ein Kürbis-Tagebuch. Jeder Kürbis - er hat insgesamt fünf dieser Pflanzen in die Erde gebracht - findet sich in einer Tabelle wieder.
Da geht es um den Zeitpunkt der Bestäubung, um den Umfang, um das geschätzte Gewicht. Und sein Favorit, der der größte im Erntejahr 2011 werden sollte, schwächelt nun bedenklich. Viele kleine Tropfen haben diesen Giganten, mit einem drei-Meter-Umfang, umgehauen. Das ist auch für Mirko Nürnbergs Damen bedauerlich. Töchterchen Kim-Luisa (6) ist mit Papas Hobby aufgewachsen, verbringt gern Zeit mit ihm im Garten.
"Am besten finde ich, den Kürbis anzugucken, ihn zu messen und zu wiegen", sagt die Grundschülerin. Mama Romy überlässt die Kürbis-Zucht ihrem Mann, aber "sie hält die Kürbisbeete immer von Unkraut frei", lobt der Familienvater.
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